30.Apr2010
Warum Adobe keiner mehr lieb hat

Blog

Anton Bachmayr

Technologie Experte
Anton Sebastian Bachmayr beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Themen Software, Hardware und Internet.
Zu seinen Haupaufgaben Zählt die Erstellung und Programmierung von Applikationen.
Besonders zeichnet Ihn sein feines Gespür für aktuelle Entwicklungen am IT Sektor aus.

Warum Adobe keiner mehr lieb hat

Die Grossen (Google, Apple & Microsoft) sind sich offenbar einig, ich hab es auch schon ausposaunt, nun ist quasi offiziell. Sind Apple & Adobe nun Feinde? Wieso hält Microsoft in diesem Fall zu Apple? Eine kurze Beleuchtung dieser Dinge macht die Sache verständlich(er).

Wie schon in meinem letzten Posting analysiert, diente Flash damals als Bereicherung von Webseiten zusätzlich zu starrer Internetgrafik.

Wie kam es überhaupt zu Flash?

1992 entstand die Firma Macromedia durch den Zusammenschluss der Firmen MacroMind, mit dem Produkt Director und Authorware deren Produkt den Firmennamen trug. Die Jahre darauf wurde auch die Firma FutureWave mit dem Vektor Zeichenprogramm SmartSketch und dem zugehörigen WebBrowser Plugin FutureSplash in das Unternehmen Integriert. Durch den Untergang von Aldus kann Macromedia die Software Freehand in sein Unternehmen integrieren, Aldus‘ zweites Produkt PageMaker geht 1994 an Adobe.

1997 Veröffentlicht Macromedia Flash Version 1 mit dem dazupassenden Shockwave Flash Player - Flash war nun geboren.

2005 hat Adobe dann Macromedia samt der Produkte Flash, Shockwave, Dreamweaver und Director gekauft. Diese Übernahme wurde damals weltweit stark kritisiert da Adobe durch die Übernahme eine Monopolstellung im Bereich Vektor Design inne hat. Das interessante daran ist allerdings dass es 1994 ein kartellrechtliches Problem war Freehand an Adobe zu verkaufen.

Seit der Übernahme durch Adobe entwickelte sich Flash immer mehr zur Applikations Entwicklungsumgebung die wenn es nach Adobe gegangen wäre HTML auslöschen hätte sollen.
Die von Adobe veröffentlichten Versionen von Flash hatten immer wieder Bugs und grössere Probleme. Selbst die Software von Adobe selbst ist zwar umfangreich aber weit weg von Bugfrei und effizient.
Die für Mac Benutzer schlimmsten Versionen waren bislang die CS4 Versionen. Adobe hat in seiner Multiplattform Strategie eigene Oberflächenkomponenten entwickelt, die sich äusserst benutzerunfreundlich in OS X integrieren.
Dabei muss man verstehen dass Adobe mit der vor kurzem vorgestellten Version CS5 sage und schreibe 10 Jahre gebraucht hat um die Applikationen an OS X anzupassen. OS X wurde im Jahr 2000 vorgestellt.

Seit der Übernahme von Macromedia im Jahr 2005, krieselt es auch mehr oder weniger zwischen Adobe und Apple. Grund dafür war primär der Umstieg von Apple auf Intel CPUs. Adobe hat über ein Jahr gebraucht die ersten Applikationen auf OS X für Intel anzubieten, was natürlich auch den Profibereich sehr verärgert hatte, da die „stärkeren“ Intel CPUs dazu missbraucht worden sind die älteren PowerPC CPUs zu emulieren.

Weiters sind die Programm Iterationen die sich hinter der CS Nummerierung verstecken mehr oder weniger teuer zu bezahlende Service Packs für Adobe‘s Software. Adobe musste dafür auch schon damals Kritik von von Apple und Steve Jobs einstecken.

Mit dem im Juni startenden CS5 verhält es sich ebenso. Adobe brüstet sich zwar extrem viele Innovationen integriert zu haben, kaschiert damit allerdings nur dass die Software nun endlich alle Features die für CS4 geplant waren integriert sind. Eigentlich müsste man dann CS5 aus Gewärleistungsgründen gratis bekommen.

Wie „schlimm“ sich CS4 mit OS X verträgt bekommt man mit wenn man in Apples Betriebssystem die Spaces Funktion integriert hat. In Adobes Support Foren geht es immer wieder um diese Thematik, die Adobe Support Mitarbeiter schieben den Schwarzen Peter allerdings immer Apple zu - komisch daran ist allerdings, dass während CS4 am Markt war, eine neue OS X Version gekommen ist, mit der die Adobe Software die gleichen Probleme macht.

Solche Dinge nagen natürlich an der Beziehung zwischen Apple und Adobe, vor allem deswegen, weil Apple sich offensichtlich für den professionelleren Entwickler hält. Und meiner Meinung nach auch ist.

Dazu kommt noch das Hin und Her rund um das iPhone. Adobe schiebt auch hier immer wieder die Schuld auf Apple. Zuerst behauptet man Apple unterstütze einen kaum beim Portieren von Flash auf das iPhone. Dann heisst es das iPhone Betriebssystem sei unzureichend. Dann auf einmal sagt Adobe man habe es fast fertig aber Apple will es nicht.

Adobe brüstet sich nun damit, in den letzten Wochen Hardwareunterstützung für diverse Plattformen integriert zu haben. Die Aktuellste Version des Flash Players Codename „Gala“ scheint allerdings nicht so ganz zu funktionieren, da auf den Aktuellen MacBooks von Apple mit den i5 und i7 CPUs von intel, nur für die letzteren Vorteile bringt und „Gala“ auf den i5 MacBooks mehr Rechenleistung in Anspruch nimmt als die alte nicht optimierte Version.

Irgendwann reicht es Apple natürlich wenn man aufgrund der Unzulänglichkeiten von Adobe permanent zum Sündenbock gemacht wird und beschwört dann eine Reaktion wie Steve Jobs‘ „Gedanken über Flash“ Pressemitteilung herauf.

Was ist nun mit Microsoft?

Microsoft hat 2008 Silverlight 1.0 sein Pendant zu Adobe Flash vorgestellt. Klarerweise um Adobe die Monopolstellung im Bereich Rich Media abzuringen. Mit Silverlight 3 integrierte Microsoft 2009 bereits (einigermassen) plattformunabhängige Harwarebeschleunigung beim Abspielen von Videos. Damals von Adobe belächelt und stark kritisiert, da plattformübergreifende Harwareunterstützung für Adobe offensichtlich ein Ding der Unmöglichkeit war.

Microsoft steht allerdings vor einem anderen Problem. Weltweit ist bekannt, dass die Browser von Microsoft zu proprietär sind. Von diesem Image will Microsoft natürlich weg, da die Marktanteile von Internet Explorer stetig schrumpfen.
Mit IE9 soll aber alles anders werden. IE9 soll den HTML5 Standard komplett unterstützen und damit sind Flash Zusätze natürlich nicht mehr so wichtig. Und Microsofts Produkt Manager für Internet Explorer, Dean Hachamovitch, traut sich neuerdings auch Schüsse gegen Adobe Flash abzugeben, bzw. dessen Einsatz in Frage zu stellen.

Denn die Probleme die Steve Jobs in seinen „Gedanken zu Flash“ anspricht in weiten Teilen ja auch auf Windows zutreffen. Die Themen Sicherheit und Stabilität sind für einen Betriebsystem Hersteller natürlich das A&O.

Bleibt noch die Frage ob sich Adobe CEO Shantanu Narayen drüber traut Microsoft‘s Betriebssystem die schuld an den Problemen mit Flash zuzuschieben.

Links:
Apple: Steve Jobs - Thoughts on Flash
Wallstreet Journal: Interview CEO Adobe
Microsoft: IE Blog